Neuer Schuppen Nummer 8
Vieles in Häfen spielt sich unter freiem Himmel ab – aber eben nicht alles. Da, wo überdachter Raum gefragt ist, gilt es dann diverse Vorgaben zu erfüllen – kein leichter Job.
Die Möglichkeit freier Gestaltung von Gebäuden wie auf einer grünen Wiese ist in vielen Hafenstandorten nicht möglich. Neben teilweise sehr starken Platzbeschränkungen fordern aber auch die raue Witterung, salzhaltige Luft und Termindruck Hallenbauer heraus. So auch beim Bau des Schuppen 8 im Seehafen Kiel. Kurz vor Weihnachten ging der Auftrag für eine neue Lagerhalle im letzten Jahr bei Heinrich Karstens und Atlas Ward ein – und sorgte für einige Knacknüsse.
Damit ein neuer Kunde des Port of Kiel verschifftes Papier rechtzeitig einlagern konnte, gab es einen fixen Termin für das schlüsselfertige Gebäude am Ostuferhafen. In kürzester Zeit sollte daher die Halle entstehen. Das allerdings in geometrisch recht ungewöhnlicher Kubatur, weil die Halle in einer von Gleisanlagen begrenzten, segelförmigen Freifläche entstehen sollte. Hinzu kamen schwierige Gründungs und Bodenverhältnisse. Denn unter anderem stieg das unebene Gelände auf der 8000 m2 großen Hallenfläche um über 1 m an. Eine weitere Vorgabe: Die seeabgewandte Wand sollte später ohne großen Aufwand rückbaubar sein, um bei veränderter Lagerplanung eine Zufahrt über die Rückseite zu erlauben.
Die Partner meisterten die Herausforderung und errichteten eine Stahlkonstruktion, die auf hoch auftragenden Stahlbetonstützen ruht und die Halle an ihrem niedrigsten Punkt auf 8,20 m Höhe bringt. Die Ausführung der Stützen mit Beton erfüllt Brandschutzbestimmungen und wiedersteht möglichen Anpralllasten infolge von Ladeverkehr. Die Vorfertigung half zudem, Bauzeit und Kosten zu sparen. Über 30 dieser Stützen wurden per Caisson-Gründung tief im Boden versenkt, wodurch relativ wenig Erdaushub anfiel. Atlas Ward lieferte den Stahlaufbau mit 123 m Länge, 84 m maximaler Breite und einem Rahmen aus 1,50 m hohen Stahlprofilen. Das Hallendachsystem wurde aus 40-mm-Trapezblech gefertigt, das Wandsystem 55 aus 35-mm-Trapezblech. Stahl-Beton-Mix. Die Hallenprofis passten den Stahlaufbau an die unterschiedlich langen Stützen und die komplexe Hallengeometrie an, damit die „Hochzeit“ – also die Verbindung von Stahl und Beton – einwandfrei klappte. Dabei galt es, die an den Stützenköpfen einwirkenden Kräfte zu minimieren, um das tragende Fundament zu entlasten und dessen Konstruktion möglichst schlank ausführen zu können. Alle Bauteile des 220 t schweren Stahlaufbaus erhielten einen besonderen Korrosionsschutz gegen die salzhaltige Luft. Mit einem Kragdach, an dem nur Pendelstützen abzumontieren sind, lösten die Hallenbauer die Vorgabe zum leichten Rückbau.